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 Audra Flashback

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Audra Maeve Pritchard
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Audra Maeve Pritchard


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BeitragThema: Audra Flashback   Audra Flashback Icon_minitime1So Jun 25, 2017 6:58 pm

Die Zelle war kalt und kahl. Der Geruch war modrig und zeugte nur von der Feuchtigkeit, die hier herrschte. Dieser Ort sollte Audra wohl auf ihr Leben als Verstoßene vorbereiten. Kauernd an der Wand, auf einer ranzigen Matratze, dachte sie über ihre Zukunft nach. Zumindest versuchte sie es, denn sie sah nur schwarz, das Nichts. Sie war als 2 aufgewachsen, mit Reichtum, den schönsten Unterkünften und dem besten Essen. Es hatte ihr nie an erwas gefehlt und diese Tatsache hatte sie früh schon als ungerecht erachtet. Wie konnte es möglich sein, dass der Minderheit alles in den Schoß gelegt wurde und der Rest hungerte und litt. Nun wusste Audra wie sich das anfühlte. Ihr Magen zog sich bereits zusammen und sie fühlte sich schwach. Sie wusste gar nicht mehr wieviel Zeit vergangen war, seit man sie hier hinein gestoßen hatte, noch immer bekleidet mit den blauen OP Klamotten, in denen man sie aufgegriffen hatte. Das Recht auf einen Anwalt wurde ihr entsagt. Es war Hochverrat, den Verstoßenen zu helfen und es war ein Verbrechen, dafür die Ressourcen des Staates zu verwenden. Audra ritzte mit einem Finger ein Loch in die Wand. Insassen vor ihr hatten mithilfe von Strichlisten versucht, die Tage zu zählen. Nur ein winziger Spalt versorgte die Zelle mit geringem Licht. Anfänglich hatte Audra auch noch versucht die Tage zu zählen. Doch schon nach einem Strich hatte sie aufgegeben. Sollte sie doch hier verdursten. Alles war besser als das, was nach ihrer bevorstehenden Verhandlung kam. Sie hatte schon mehrmals selbst zusehen müssen, wie Schuldige bestraft und verbannt wurden. Nie war jemand als unschuldig befunden worden und nicht alle überlebten das Unterfangen. Womöglich würde man sie sogar zum Tode verurteilen. Der Staat entschied das ganz nach Sympathie. Es wäre auch das einfachste für sie. In den letzten Wochen hatte Audra die Welt der Verstoßenen kennen gelernt. Dieser Junge schwebte ihr selbst in dieser Dunkelheit durch den Kopf. Völlig mittellos, ein Opfer von Missbrauch und doch dazu bereit weiter zu kämpfen. Audra bewunderte das Kind. Sie selbst saß hier zusammen gesunken und hatte sich aufgegeben. Die völlige Isolation führe bei ihr zur Stagnation des Lebensgefühls. Nie war Audra eine Freundin der Einsamkeit gewesen. Immer schon hatte sie Menschen um sich geschart, um voran zu kommen. Es war für sie nicht förderlich, nur mit Gedanken beschäftigt zu sein. Nicht über einen zu langen Zeitraum. Ein einziger, weiterer Mensch würde ihr ausreichen, um wieder klar denken zu können und nicht nur dem Tod entgegen sehen zu müssen. Tropf tropf tropf. Es trieb Audra in den gedanklichen Wahnsinn. Ihr Finger bohrte sich fester in die Wand, bis der Nagel einriss und sich ein winziger Blutstropfen bildete. Interessiert starrte sie auf die rote Farbe, die Verbindung mit den Stoffen der Wand, eine rösliche Farbe annahm. Gewisse Stoffe ergaben eine neue Verbindung und manchmal wurde mit diesen zufälligen Vorgängen sogar ein Heilmittel erschaffen, das Menschenleben retten konnte. Die Medizin war schon weit fortgeschritten. Jetzt musste nur noch ein Heilmittel gegen die Ungerechtigkeiten innerhalb dieser Gesellschaft entwickelt werden. Vielleicht benötigte es auch dafür ein neues Heilmittel. Audra war fasziniert, von ihren plötzlichen Einfällen, bloß initiiert durch einen Tropfen ihres eigenen Blutes. Hier war aber niemand, mit dem sie über diesen Gedanken hätte reden können, es gab in ihrem Umfeld auch niemanden, der sie dafür nicht abschätzig betrachten würde. Ihre Familie war ein fester Bestandteil dieser Ungerechtigkeit. Sie jubelten darüber, anstatt es zu verurteilen und auch ihr Mann hörte sie nicht an. Das wusste sie. Deshalb hatte sie ihn nicht in ihre geheimen Machenschaften eingeweiht. Für ihn war es schon ein Dorn im Auge, dass Audra ihm nicht an jedem Abend ein Essen an den Tisch stellte, da sie selbst arbeitete. Nicht viele Frauen hatten die Erlaubnis dazu. Ihr wurde sie gewährt, schon von ihrem Vater, der Audra immer durch seine Zugeständnisse gefördert hatte, ohne selbst viel Zuhause gewesen zu sein. Dadurch war es Audras Mann nicht mehr möglich gewesen, das Recht zu erhalten, ihr den Arztberuf zu verweigern. Ob er es getan hätte, stand in den Sternen. Audra fragte sich nun, ob er bei der Anhörung sein würde. Nein, er musste dort sein. Sie würden ihn zwingen, zuzusehen, wie sie Audra misshandelten und er müsste sich entscheiden. Sie fürchtete sich davor. Was war, wenn er sich gegen sie entschied? Die Chance war größer zu überleben, wenn jemand bei einem war, sich um die Wundversorgung kümmerte. Viele starben infolge der Verletzungen. Manche noch vor Ort. Audra seufzte tief. Da waren ihr die Gedanken an das Nichts lieber gewesen. Schon wieder überlegte sie angestrengt, wie lange sie hier war. Ohne Essen und ohne etwas zu trinken, könnte sie die Prozedur nicht überleben. Es wirkte, als würde man gerade ihr das Leben verwehren. Was waren das für Menschen, die es verurteilten, Menschen in Not zu helfen. Was waren das für Menschen, die es Audra nicht ermöglichten, ihren ärztlichen Eid zu erfüllen, der besagte, man musste allen Menschen helfen. Es war ihre Pflicht und es fühlte sich gut an, Menschen zu helfen. Es hatte ihr immer schon ein Gefühl von Freude bereitet, anderen zu helfen und es hatte sich immer schon schlecht angefühlt, wenn sie an den Bedürftigen vorbei marschiert war, mit einem sturen Blick nach vorne, ohne etwas zu tun und nur auf das Gesetz achtend. In Audras leerem Magen entstand ein Gefühl der Wut und gleichzeitig der Verzweiflung. Sie wollte nicht sterben! Doch einen Weg nach draußen konnte sie ebenso nicht finden. Zu schwach wäre sie überhaupt, um zu flüchten. Ihre Hände waren zittrig, ihre Füße wagte sie gar nicht einzusetzen.
Ein lautes Geräusch ließ sie hochschrecken und das plötzliche Licht, das in die Zelle strömte, schmerzte in den Augen. Die Arme hob sie automatisch zu den Augen, um das Licht davon abzuwehren. Hände packten sie unsanft an den Armen und zerrten Audra hoch. Es dauerte, bis sie zwei Frauen in Uniform entdeckte. Eine mit braunem Haar, wie ihr eigenes und die andere mit blond-grauem. Beide wirkten um die 50, gezeichnet von ihrem Beruf als Ordnungshüter.
,,Wohin bringt ihr mich?“ erfragte Audra, mit einer kratzigen Stimme, die es nicht mehr gewohnt war zu sprechen. Von den Frauen bekam sie aber keine Antwort. Erst wurde sie auf ihren Beinen mitgeschleift, bis sie es doch schaffte sich zu fangen. Immer wieder aber knickten sie ein, bis man Audra wieder unsanft hochob. Man setzte sie in einen sterilen, weißen Raum, auf einen einsamen, weißen Stuhl. Fenster gab es nicht und als Lichtquelle diente einzig allein das künstliche, grelle Licht der Neonbeleuchtung. Festgebunden wurde Audra nicht. Sie hatte wohl nicht die Befürchtung, sie würde weg laufen. Beide verschwanden kurz und die junge Frau blockte sich weiter um. Auf die wirkte es wie ein Operationssaal, nur ohne einen Gegenstand. Der Stuhl war das einzige hier drinnen. Die Blondine kehrte mit einem hellblauen Tablett zurück und hielt es Audra hin. Darauf befand sich eine weiße Dose, worauf Wasser stand. Eine Perversion der Menschheit, alles in Aludosen oder Plastikflaschen zu füllen. Dazu lag ein weißes Sandwich, umhüllt mit einer Plastikfolie darauf. Auf der ersten Blick konnte Audra den Schinken und ein Salatblatt darin erkennen.
,,Das Henkersmahl?“ fragte Audra sarkastisch und blickte abschätzig der Person mit dem alternden Gesicht entgegen.
,,Iss und trink solange du es noch kannst.“ Riet ihr die Frau mit monotoner Stimme. Audra seufzte und griff mit zittriger Hand nach der Dose. Noch bevor sie einen Versuch hätte starten können, riss ihr die Frau mit einer Ungeduld das Alu aus der Hand und öffnete sie mit einem Zischen. Ein klares Zeichen dafür, dass es sich hierbei um Mineralwasser handelte. Audra nahm es zurück und wartete einen kurzen Augenblick, dann nahm sie einen Schluck. Die Flüssigkeit rann ihr wohlig die Kehle runter, wodurch sie ihre gelernten Manieren vergaß und auch den Rest die Kehle runter schüttete. Als wäre Audra ein Kleinkind, hatte ihr die Frau auch das Sandwich ausgepackt, das sie ihr ebenfalls hinhielt. Die 26 Jährige nahm es entgegen und überließ der Frau stattdessen die Dose. Samt Tablet, Dose und Vetpackung, verschwand die Blondine wieder durch die 2. Tür. Der Geruch des Essens war verführerisch, doch überlegte Audra, ob sie es bei sich behalten konnte. Die Übelkeit war seitdem der Hunger groß geworden war, ihr ständiger Begleiter. Trotzdem nahm sie erst einen Bissen und dann blieb ihr auch dieses Mal nichts anderes über, als das Sandwich undamenhaft zu verschlingen, da sich ihr Hunger in Gier verwandelt hatte, die sie mit diesem Sandwich zu stillen vermochte. Peinlich berührt, wischte sie sich mit ihrem rechten, unbedeckten Arm über den Mund, um mögliche Brösel zu entfernen und sie klopfte die Reste auch von ihrem Schoß. Es verging etwas Zeit, die Audra dieses Mal mit einem potentiellen Fluchtplan verbrachte. Sie kam aber zu dem Schluss, dass beide Türen bestimmt versperrt waren und so verwarf sie den Plan wieder. Der nächste Anblick bereitete ihr wenig Freude. Die Brünette rollte ein OP-Wagerl hinein, worauf Instrumente lagen, die Audra zunächst nicht identifizieren konnte. Erst dann bemerkte sie, dass es verschiedene Scheren waren. Automatisch griff Audra zu ihren dunklen und langen Locken. Es war zum Verzweifeln in diesem fensterlosen, sterilen Raum festgehalten zu werden, ohne das Wissen, was als nächstes auf sie zukam und immer wieder den Gedanken zu haben, eine Verbrecherin sein. Sie hatte das Richtige getan. Diese Menschen konnten Audra noch so abschätzig behandeln. Sie war gut und die waren schlecht. Jeder Versuch, ihr diese Sicherheit zu nehmen, würde schief gehen.
,,Was haben Sie vor?“ fragte Audra dennoch entgeistert und dachte schon, dass sie keine Antwort erhalten würde. Diese hier war noch schweigsamer als die Blondine und sie griff unbeeindruckt nach der mittelgroßen Schere. Die Frau Schritt auf sie zu und hielt die Schere vor sich. Reflexhaft packte Audra die Hand der Gesetzeshüterin und versuchte sie abzuhalten. Die Brünette reagierte sofort und drehte Audra die Hand um und warf sie mit voller Wucht vom Stuhl, sodass sie bewegungsunfähig unter dem Gewicht der Frau lag, die ihr auch den zweiten Arm am Rücken verdrehte.
,,Dann die harte Tour.“ Lächelte die Brünette und zog etwas hervor, das Audra am Bauch liegend nicht sehen konnte. Nur das Rascheln hörte sie und als sie das Metall an den Armgelenken spürte, wusste sie, dass es Handschellen waren. Audra wurde wieder hochgezogen und zurück auf den Stuhl gesetzt, als hätte sie kein Gewicht.
,,Eine ganz Kräftige bist du, hm?“ zischte Audra abwertend und verzichtete auf die Höflichkeiten. Das Wasser und das Sandwich hatten ihr wieder mehr Kraft zurück gegeben und der soziale Kontakt erledigte den Rest. Trotzdem reichte es nicht aus, um gegen die Brünette anzukommen. Diese Leute waren zwar dumm, doch ihre trainierte Muskelkraft machten diesen dummen Gehorsam wett.
,,Noch ein Versuch und ich ramme dir diese Schere in den Oberschenkel.“ Warnte die Frau mit drohender Stimme und unterstrich es mit der erhobenen Schere.
,,Dann triff aber bitte die Arteria femoralis, damit dieser Spaß ein schnelles Ende hat.“ Lächelte Audra und meinte die Beinschlagader. Das würde eine schöne Sauerei geben und dieser weiße Raum wäre plötzlich gar nicht mehr so steril. Ohne ein weiteres Wort riss die Brünette ihren Kopf per Haarschopf nach vorne. Audra gab ein zorniges Ächzen von sich und sie hörte wie die Schere ihre Arbeit tat und sah zu wie ihre braunen Locken auf zu Boden fielen und nach kurzer Zeit war der Radius um sie überseht. Ihre weißen OP-Schlapfen weisten ebenso den Haarbefall auf und mit dem anderen Schlapfen versuchte sie den anderen freizubekommen davon, aus keinem besonderen Grund. Es diente der Ablenkung. Die Brünette legte die Schere weg und hatte einen selbstgefälligen Gesichtsausdruck. Audra hatte nicht einmal die Möglichkeit, mit ihren Händen ihre Haarlänge überprüfen zu können. Ihr Mann hatte immer für ihr dunkles und dichtes, gelocktes Haar geschwärmt. Er hatte ihr förmlich verboten, sie kürzer schneiden zu lassen und ihre Kinder würden ihr Haar haben und seine haselnussbraunen Augen haben. Davon hatte er immer geträumt und nie war dieser Traum in Erfüllung gegangen, denn es war Audra nicht möglich gewesen, ihm diesen zu erfüllen.
,,Haare würden die Arbeit des Henkers stören.“ Teilte die Frau mit, als Audra sie erbost von unten anblickte. Es würde Jahre dauern, bis ihr Haar wieder diese Länge erreichen würde. Schneidete man sie ab, war es ein Zeichen von Erniedrigung. Wurde im Mittelalter ein Mann in die Verbannung geschickt, schneidete man ihm seinen Zopf, da die Haare eine spirituelle Wirkung für die damaligen Menschen hatten und vor allem Macht ausgedrückt hatten. Audra fühlte sich dadurch ihres Stolzes und ihrer Entscheidungsfreiheit bestohlen.
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